Achtsamkeit – das klingt für viele wie eines dieser modernen Wellness-Themen, die bald wieder verschwinden. Doch weit gefehlt! Achtsamkeit ist weit mehr als ein flüchtiger Trend. Es handelt sich um ein zeitloses Konzept, das Menschen in allen Lebensphasen bereichern und unterstützen kann.
„Seit [der Gründung des MBSR-Programms] haben tausende Studien die physischen und mentalen Gesundheitsvorteile von Achtsamkeit dokumentiert. Dies hat unzählige Programme inspiriert, das MBSR-Modell für Schulen, Gefängnisse, Krankenhäuser, Veteranenzentren und darüber hinaus zu adaptieren.“ (3)
Vielleicht fragst du dich jetzt: Was bedeutet Achtsamkeit eigentlich genau? Jon Kabat-Zinn definiert Achtsamkeit als „das Aufrechterhalten eines Moment-für-Moment-Gewahrseins unserer Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und der umgebenden Umwelt durch eine sanfte, pflegende Linse.“ (3)
Ganz einfach ausgedrückt geht es darum, die Aufmerksamkeit bewusst und ohne zu urteilen auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. Stell dir vor, du könntest für einen Moment alle Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft beiseitelegen und dich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren – auf deine Atmung, deine Körperempfindungen, die Dinge, die dich umgeben. Genau das ist der Kern der Achtsamkeit. Es geht darum, dem Hier und Jetzt mit einer Haltung der Offenheit, Neugier und Wohlwollen zu begegnen. Anstatt ständig abgelenkt zu sein, lernst du, deine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten und Gedanken immer wieder loszulassen.
Die Vorteile der Achtsamkeit
Das Praktizieren von Achtsamkeit kann dir in vielerlei Hinsicht helfen:
Stressabbau und Wohlbefinden: Durch das bewusste Wahrnehmen deiner Gedanken und Gefühle ohne Wertung kannst du Stress reduzieren und dein Wohlbefinden steigern. (5,7)
Psychische Gesundheit: Achtsamkeit fördert emotionale Stabilität und kann bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen helfen. (3,4)
Stressreduktion und Entspannung: Achtsamkeit unterstützt den Abbau von Stress und fördert Entspannung. (1,2)
Selbsterkenntnis und Mitgefühl: Du lernst, dich und andere mit mehr Verständnis und Nachsicht zu betrachten. (6)
Allgemeine Lebensbewältigung: Achtsamkeit hilft dir, Herausforderungen in allen Lebensphasen besser zu meistern – sei es eine Prüfung, eine Beziehungskrise oder der Renteneintritt. (7,8,9)
Gesellschaftlicher Nutzen: Die Förderung von Achtsamkeit kann zu mehr Mitgefühl und besserem zwischenmenschlichen Verständnis beitragen. (2)
Das Schöne an Achtsamkeit ist: Du kannst sie überall und jederzeit praktizieren. Ob beim Spazierengehen, Kochen oder einfach nur beim Atmen – nimm dir regelmäßig kurze Momente, um ganz präsent zu sein. Je mehr du übst, desto leichter wird es dir fallen, achtsam durchs Leben zu gehen.
Aber wie geht das genau? Kann ich einfach beschließen, achtsam zu sein?
Schön und gut – wir sehen, Achtsamkeit ist wichtig und sinnvoll. Aber wie entsteht sie denn nun? Können wir einfach sagen: „Wunderbar, ab morgen bin ich dann achtsam?“ Ganz so einfach ist es leider nicht. Um mehr Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren, braucht es vor allem eine regelmäßige Meditationspraxis.
Im MBSR-Programm (Mindfulness-Based Stress Reduction, also achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) werden traditionell der sogenannte Body Scan und die Atemmeditation praktiziert. Beim Meditieren geht es darum, die Aufmerksamkeit gezielt auf einen bestimmten Punkt zu richten – beim Body Scan ist es der Körper, bei der Atemmeditation der Atem. Während der Meditation kommen dann unweigerlich Gedanken. Das ist ganz normal. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen. Mit liebevoller Bestimmtheit lassen wir die Gedanken wieder ziehen und richten unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das Meditationsobjekt.
Wenn wir das regelmäßig üben, trainieren wir genau das, was Achtsamkeit ausmacht: mit der Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu sein. Körper und Atem können nur hier und jetzt sein. Liebevoll mit sich umzugehen und offen sowie neugierig für die Erfahrung zu bleiben, ist die Art und Weise, wie wir uns von den Gedanken lösen und zum Atem oder Körper zurückfinden. Die Aufmerksamkeit also bewusst zu lenken. So entsteht die Fähigkeit, achtsam zu sein, fast von ganz allein.
Regelmäßiges Üben hilft uns also, die Grundsätze der Achtsamkeit zu verinnerlichen: im Hier und Jetzt zu sein, liebevoll mit uns umzugehen und offen und neugierig für die Erfahrung zu sein.
Probiere es aus!
Also, lass uns gemeinsam den Versuch wagen und herausfinden, was Achtsamkeit für dich persönlich bedeuten kann. Ich lade dich ein, offen an die Sache heranzugehen und selbst zu erleben, wie du von diesem Konzept profitieren kannst. Entdecke die Kraft der Achtsamkeit für ein glücklicheres und erfüllenderes Leben!
Quellen
Kabat-Zinn, J. (1990). Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness. New York: Delacorte.
Psychologie Heute (n.d.). Achtsamkeit: Hintergrund & Übungen. Verfügbar unter: Psychologie Heute [Zugriff am 5. November 2024].
Planet Wissen (n.d.). Achtsamkeit. Verfügbar unter: Planet Wissen [Zugriff am 5. November 2024].
Wikipedia (n.d.). Achtsamkeit (mindfulness). Verfügbar unter: Wikipedia [Zugriff am 5. November 2024].
Kabat-Zinn, J. (2003). "Mindfulness-based interventions in context: Past, present, and future", Clinical Psychology: Science and Practice, 10(2), S. 144-156.
Neff, K.D. und Germer, C.K. (2013). "A pilot study and randomized controlled trial of the mindful self‐compassion program", Journal of Clinical Psychology, 69(1), S. 28-44.
Grossman, P., Niemann, L., Schmidt, S. und Walach, H. (2004). "Mindfulness-based stress reduction and health benefits: A meta-analysis", Journal of Psychosomatic Research, 57(1), S. 35-43.
Brown, K.W., Ryan, R.M. und Creswell, J.D. (2007). "Mindfulness: Theoretical foundations and evidence for its salutary effects", Psychological Inquiry, 18(4), S. 211-237.
Khoury, B., Lecomte, T., Fortin, G., Masse, M., Therien, P., Bouchard, V., Chapleau, M.A., Paquin, K. und Hofmann, S.G. (2013). "Mindfulness-based therapy: A comprehensive meta-analysis", Clinical Psychology Review, 33(6), S. 763-771.