Resilienz
- Christine Kern
- 24. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Einleitung
Resilienz ist mittlerweile in aller Munde, aber warum? Resilienz bekommt immer mehr Bedeutung in der heutigen Welt, da sie sich immer schneller verändert und unsicherer wirkt. Um das zu untermalen wird oft das Modell der VUCA-Welt herangezogen. Es beschreibt eine Umgebung, die durch Volatilität (Unbeständigkeit), Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit) gekennzeichnet ist. Diese Begriffe wurden ursprünglich vom US-Militär geprägt und beschreiben die Herausforderungen und Dynamiken, mit denen Organisationen in einer sich schnell wandelnden Welt konfrontiert sind. In einer VUCA-Welt müssen Unternehmen agil, anpassungsfähig und innovativ sein. Klassische, langfristige Planungsmethoden stoßen an ihre Grenzen. Stattdessen gewinnen iterative Prozesse, Szenarioplanung und Resilienz an Bedeutung.
Beispiel: Umstellung auf Homeoffice in der Corona-Pandemie
Ein anschauliches Beispiel, wo die Beschreibung des VUCA-Welt-Modells passt, war die Zeit in der Corona-Pandemie, in der viele Unternehmen ins Homeoffice übergegangen sind. Hierbei war die Situation durchgängig unbeständig und unsicher, niemand wusste so genau, wie und ob eine Umstellung gelingen könnte und wie lange die Pandemie noch anhalten würde. Die Situation war hoch komplex, nicht nur die Firmenstrukturen ins Homeoffice zu übersetzen, sondern auch neue Verhaltensweisen und Abläufe mussten umgesetzt werden. Dabei musste ausgehalten werden, dass Homeoffice sehr neu und erstmal unbequem war, aber beispielsweise für viele Eltern und chronisch Erkrankte eine Erleichterung darstellte und gleichzeitig viele Menschen in Einsamkeit ausgrenzte.
In dieser Zeit haben viele Menschen bewiesen, wie resilient sie sind. Die Umstellung auf Homeoffice hat auch gezeigt, dass Resilienz nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf organisatorischer Ebene eine wichtige Rolle spielt. Unternehmen, die in der Lage waren, schnell auf die neuen Gegebenheiten zu reagieren und flexible Lösungen zu finden, konnten die Krise besser bewältigen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
Was bedeutet Resilienz?
Resilienz leitet sich aus dem Englischen „resilience“ ab und bedeutet „Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität“. Es geht darum, wie gut ein Mensch mit belastenden Lebensumständen und negativen Stressfolgen umgehen kann. In der Literatur findet man eine Vielzahl von Definitionen, die Resilienz beschreiben. Eine häufig zitierte Definition stammt von Wustmann Seiler (2020), die Resilienz als die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken beschreibt.
Resilienz zeigt sich dann, wenn ein Mensch eine risikobehaftete Situation erfolgreich bewältigt hat. Dies kann eine chronische Armut, psychische Erkrankungen der Eltern oder traumatische Ereignisse wie der Verlust einer nahen Bezugsperson umfassen. Wichtig ist, dass Resilienz nicht als stabile Persönlichkeitseigenschaft verstanden wird, sondern als ein Prozess, der sich im Laufe des Lebens verändert und entwickelt.
Schutzfaktoren und Ressourcen
Schutzfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Resilienz. Diese Faktoren können sowohl individueller Natur sein, wie z.B. eine überdurchschnittliche Intelligenz, als auch soziale Unterstützung umfassen, wie eine stabile emotionale Bindung an eine Bezugsperson. Diese Faktoren helfen dabei, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen zu erhöhen und eine positive Anpassung zu fördern.
Es ist wichtig zu betonen, dass Resilienz nicht bedeutet, dass negative Gefühle wie Angst, Trauer oder Schmerz keine Berechtigung haben. Der Weg zur Resilienz kann anstrengend und schmerzhaft sein, und es ist wichtig, diese Gefühle anzuerkennen und zu verarbeiten.
Dynamischer Prozess
Resilienz ist ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess. Das bedeutet, dass sie sich im Laufe des Lebens eines Menschen verändert, abhängig von den gemachten Erfahrungen und bewältigten Ereignissen. Es geht nicht nur um das Ergebnis nach einer Belastung, sondern auch um den Bewältigungsprozess selbst. Dabei spielen Resilienzmechanismen eine besondere Rolle, die den Verlauf der Resilienzentwicklung beeinflussen.
Fazit
Resilienz ist eine komplexe und multidimensionale Fähigkeit, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Sie ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens durch die Interaktion zwischen Individuum und Umwelt. Es ist wichtig, die Bedeutung von Schutzfaktoren und sozialer Unterstützung zu erkennen und zu fördern, um die Resilienz von Menschen zu stärken. In der heutigen VUCA-Welt ist Resilienz eine entscheidende Fähigkeit, um mit den ständigen Veränderungen und Unsicherheiten umzugehen. Das Beispiel der Umstellung auf Homeoffice während der Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten sind.
Quellen
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